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Geschichte

Die Ursprünge einer Windmühle in Thuine gehen auf eine Zeit vor ungefähr 350 Jahren zurück. Diese erste Mühle stand auf der höchsten Erhebung des südlichen Emslandes (9 1 m ü. NN) zwischen Thuine und Lengerich. Seit Jahrhunderten heißt die Erhebung daher “Der Mühlenberg”. Über das weitere Schicksal dieser ersten Mühle, die der Bauzeit nach eine Bockwindmühle gewesen ist, gibt es keine weiteren genauen Angaben. Neben der Windmühle gab es mindestens seit der Mitte des aber vermutlich noch eher eine Wassermühle an der Kunke, nördlich der Überführung der heutigen B 214 über die Kunke am Ortsausgang nach Freien. Danach hieß die Mühle in früheren Zeiten auch Kunkemühle, die Betreiber führten zu ihrem Namen auch den Beinamen “Kunkenmöller”. Seit 1838 gehörte die Mühle der Familie Lindwehr, in älteren Landkarten aus jener Zeit findet sich nun an der Stelle des Mühlenhofes auch der Name “Die Lindwehr” als eine Art Flurbezeichnung. Die Mühle existierte noch in der ersten Hälfte des 20ten Jahrhunderts.
Über die Geschichte der hier behandelten jüngsten Thuiner Windmühle ist weitaus mehr überliefert.
Um 1720 herum wurde diese Mühle für die Preußische Regierung (König Friederich von Preußen) errichtet. Es handelte sich also um eine Königliche Mühle, die nacheinander an verschiedene Müller verpachtet wurde. Als erster Pächter wird bis 1738 Bernd Menke genannt, danach bis 1766 Geerd Menke. 1766 kaufte Geerd Menke die Mühle auf Erbpacht von der Königlichen Kriegs- und Domainenverwaltung in Minden. Die Kaufsumme belief sich auf 810 Reichstaler, hinzu kam der Erbzins in vier Raten zu je 164 Flor, 15 Stüber und 2,5 Deute. Um die Kaufsumme aufzubringen, lieh sich Menke 1600 Flor von der Lingener Waisenkasse. Geerd Menke starb 1784 und sein Sohn Berend Hendrick Menke übernahm die Mühle. Der im Vertrag von 1766 festgelegte Erbzins bereitete Menke bald Probleme, war dieser doch auf eine damals festgestellte Anzahl von Mahlgästen hochgerechnet worden. Gerade in diesen Jahren des ausgehenden 18ten Jahrhunderts arbeiteten viele Einwohner Thuines und anderer Ortschaften in den Sommermonaten in den Niederlanden und entfielen dem Müller damit als Mahlgäste. In einigen Ortschaften verweigerten die Müller daher die Zahlung des Erbzinssatzes, so auch Menke im Jahre 1799. Es kam zum Prozeß mit der Domainenkammer in Minden, bis sein Sohn Jan Geert Menke nach 1800 die Mühle übernahm. Mit seiner Ehefrau Anna Maria Daemberg hatte er eine Tochter namens Maria Theresia. Diese heiratete 1838 den Müller Gerhard Johan Hazelbecke. Hazelbecke stammte ursprünglich aus den Niederlanden, aus einer Mühle in Denekamp, und hatte bis 1838 auf der Wassermühle in Engden (Grafschaft Bentheim) gearbeitet. Den von Menke noch überkommenen Streit mit der Domainenkammer über den Erbenzins legte er durch einen Vergleich über die Zahlung des sog. “Canongeldes” 1841 bei.
Auch über die technische Entwicklung der Mühle gibt es genauere Aussagen
aus jenen Jahren. Ursprünglich war die Mühle lediglich mit einem großen Mahlgang versehen, auf dem man Roggenschrot herstellte. Im Jahre 1839 wurde durch den Mühlenbaumeister Brömmelkamp aus Lohe eine “Beutelkiste” eingebaut. Dies war eine mit Draht- oder Seidengaze bespannte Siebtrommel, welche sich leicht schräg geneigt in einem schrankartigen Kasten dreht. und damit das Mehl von der Kleie trennte.
Menke war es somit möglich, neben Schrot nun auch feines Mehl herzustellen.
1845 wurde die Mühle mit einem Graupengang (Pellgang) versehen. Dieser
wurde unter dem mittleren Boden der Mühle eingebaut, das Mühlengetriebe dazu durch ein stehendes Vorgelege (eine “Königswelle” wie bei einer Holländermühle) erweitert. 1869 reparierte der Mühlenbauer Strieker aus Darme die Mühle. Vermutlich um 1900 wurde die bis dahin komplett hölzerne Flügelwelle mit einem eisernen Wellkopf versehen, der offensichtlich aus der Gießerei von Weymann / Osnabrück und Bramsche stammte.
Doch war die Zeit der Bockwindmühlen vorbei. Der letzte Müller Franz Hazelbecke stellte zuletzt nur noch Schrot für ein paar Bauern und Kleintierhalter her. Die Einnahmen deckten nicht mehr die Ausgaben. Folge war, daß wichtige Reparaturen an der Mühle nicht mehr ausgeführt werden konnten. Um 1925 gab Hazelbecke den Betrieb auf, geschrotet wurde später elektrisch in einer auf dem Hofgelände erbauten Motormühle.
Die Bockwindmühle verfiel und wurde schließlich im Jahre 1949 abgebrochen.